Dornstablampe

Diese sogenannte „Dornstablampe“ von Julius Theodor Kalmar aus Wien stammt aus den 1950er Jahren und steht beispielhaft für das österreichische Mid-Century-Design jener Zeit.

Kalmar ist eine traditionsreiche Wiener Firma, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde und sich insbesondere im Bereich der modernen Beleuchtungstechnik einen Namen machte.


1. Allgemeine Einordnung

  1. Mid-Century-Design in Österreich

    • In der Nachkriegszeit entwickelte sich in Österreich (wie auch international) ein Aufbruch in Kunst und Design: Formensprache und Funktionalität rückten in den Vordergrund. Möbel und Leuchten sollten wohnlich und alltagstauglich sein, zugleich aber zeitgemäß wirken.

    • Julius Theodor Kalmar (beziehungsweise die Firma Kalmar) war für hochwertige Metallverarbeitung bekannt und kombinierte oftmals edle Materialien wie Messing, vernickeltes Metall oder Holz mit klaren, funktionalen Formen.

  2. Dornstablampe

    • Der Begriff „Dornstab“ bezieht sich auf die schlanke, leicht gebogene oder spitz zulaufende Stabform des Lampenständers. Diese Form erinnert an einen nach oben ragenden Dorn oder Zweig und war unter den Designern der 1950er Jahre äußerst beliebt.

    • Typisch ist außerdem eine angedeutete Neigung des Stabs, um das Licht in einem angenehmen Winkel zu positionieren.


2. Gestaltung und Stilmerkmale

  1. Organisch-geschwungene Linien

    • Der Stab ist in der Regel aus Holz – oftmals Nußbaum, Eiche oder auch Teak – gefertigt und kann leichte Wölbungen oder Knicke zeigen. Dadurch wirkt die Lampe sehr schlank und räumlich anpassungsfähig.

    • In Kombination mit Metall-Elementen (z. B. verchromter Fuß, Beschläge oder Halterungen) entsteht ein harmonisches, aber dennoch kontrastreiches Bild.

  2. Lampenschirm

    • Kalmar arbeitete häufig mit textilen Lampenschirmen oder mit Pergament-Imitaten, die für ein warmes und diffuses Licht sorgen.

    • In den 1950er Jahren bevorzugte man oft konische oder trichterförmige Lampenschirme.

  3. Funktionale Aspekte

    • Die Dornstablampe ist in der Höhe verstellbar, lässt sich durch die Positionierung im Raum flexibel einsetzen.

    • Ein dezenter Schalter am Kabel oder Lampenhals war für die Handhabung vorgesehen. 


3. Materialien und Verarbeitung

  1. Holz und Metall

    • Der lange, schlanke Stab besteht üblicherweise aus massivem Holz, das als Stilelement mit natürlicher Maserung auftritt. Eine Oberflächenbehandlung mit Lack oder Wachs verleiht ihm Glanz und schützt vor Verschmutzungen.

    • Fuß und Halterungen (bei vielen Exemplaren) sind aus Messing oder vernickeltem Stahl gefertigt, was dem Design einen edlen, aber dennoch unaufdringlichen Charakter verleiht.

  2. Schirm aus Pergament- oder Stoffbezug

    • In den 1950er Jahren arbeiteten Designer oft mit naturfarbenen Materialien beim Lampenschirm – etwa Pergamentpapier, geölte Leinenstoffe oder künstliche Pergament-Imitate (sogenanntes „Pergamoid“).

    • Solche Materialien bewirken ein angenehmes Streulicht, das ideal für Wohnräume ist. Moderne Ersatzschirme können ähnliche Eigenschaften aufweisen, sind jedoch meist aus Kunststoff oder textilen Mischgeweben.

  3. Handwerkliche Präzision

    • Kalmar-Leuchten zählen zu den österreichischen Qualitätsprodukten. Eine saubere Verarbeitung der Holz- und Metallteile, präzise Lötstellen und sauber angebrachte Schraubverbindungen sind typisch.


4. Historischer und kultureller Kontext

  1. Aufschwung in den 1950ern

    • Die Nachkriegszeit war in Österreich durch einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine Neudefinition des Wohnens geprägt. Es entstand das Bedürfnis nach leichter, moderner Ausstattung, die nicht mehr so wuchtig und repräsentationsbetont war wie in der Zwischenkriegszeit.

    • Leuchten und Möbel spiegelten dieses neue Lebensgefühl wider: schlanke Formen, funktionale Gestaltung und eine gewisse Leichtigkeit standen im Vordergrund.

  2. Design-Strömungen

    • Während sich international das Mid-Century Modern etablierte (geprägt durch Designer wie Charles und Ray Eames, Arne Jacobsen oder Eero Saarinen), entstand in Österreich ein eigenständiger Zweig mit Firmen wie Kalmar, Bakalowits und J.T. Kalmar.

    • Diese stabartigen Stehleuchten wurden zu einem typischen Element im „modernen Wohnzimmer“ der 1950er und 1960er Jahre.


5. Zusammenfassung

Die Dornstablampe von Julius Theodor Kalmar aus den 1950er Jahren verkörpert den Geist des österreichischen Mid-Century-Designs: eine schlanke, organisch anmutende Form aus Holz, kombiniert mit edlen Metall-Elementen und einem textilen oder pergamentartigen Schirm, der für angenehm warmes Licht sorgt. Sie entstand in einer Ära des Aufbruchs, in der Designer und Manufakturen wieder kreativ durchstarten konnten. Heute gilt sie als Vintage-Objekt mit hohem Sammelwert und zeitloser Ästhetik.

Aus österreichischer Sicht ist sie zwar (noch) kein antikes Kunstwerk im Sinne von über 100 Jahren, aber ein historisch interessantes Stück, das die Designgeschichte der Nachkriegszeit widerspiegelt. Bei behutsamer Pflege und fachgerechter elektrischer Instandhaltung bleibt diese Kalmar-Leuchte ein faszinierendes Original der 1950er Jahre, das sowohl funktional als auch stilistisch in modernen wie klassischen Interieurs seinen Platz findet.

Fakten

Artikel-N°

533771

Kategorie

Beleuchtung

Bezeichnung

Dornstablampe

eingestellt am

18.04.2025

Preis

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