Empire Kommodenuhr

Diese klassische Empire-Kommodenuhr ausgeführt stammt aus der Zeit um 1810 und zeigt ein Tageswerk mit Spindelgang. Hervorzuheben sind das Wiener 4/4-Schlagwerk auf Tonfeder sowie ein integrierter Datumsmechanismus. Die Gesamthöhe der Uhr beträgt beeindruckende 48 cm.


1. Stilistische Einordnung: Zwischen Empire und Biedermeier

  1. Epoche und Formensprache

    • Die Datierung um 1810 fällt in eine Übergangsphase zwischen dem späten Rokoko bzw. Klassizismus, der in Österreich oftmals als Empire-Stil bezeichnet wird, und der frühen Biedermeierzeit (ca. 1815 bis 1848).

    • Die vorliegende Kommodenuhr vereint die strenge, aufrechte Gehäuseform des klassizistischen Empire mit einer klar strukturierten Anordnung der Zierelemente.

  2. Biedermeier-Einflüsse

    • Obwohl der Biedermeier offiziell erst nach dem Wiener Kongress (1814/15) Einzug hielt, zeigen sich bereits um 1810 erste Vorboten durch eine Reduktion überbordender Ornamentik und den Einsatz edler Furnierhölzer wie Nussholz oder Mahagoni.

    • Die zurückhaltenden Bronze- und Messingappliken, teilweise vergoldet, verleihen der Uhr eine wohnliche und schlichte Eleganz.

  3. Verzierungen und Farbgebung

    • Auf Fotos erkennt man goldfarbene Beschläge und feine Appliken – wie Blütenranken und Lorbeerkränze –, die reliefartig auf dem dunklen, edlen Holzgehäuse angebracht sind.

    • Der obere Abschluss der Uhr wird durch einen kleinen Gefäß- oder Deckelaufsatz aus Alabaster gestaltet, was ihr einen besonders repräsentativen Charakter verleiht.


2. Technische Merkmale

  1. Tageswerk

    • Die Uhr ist als Tagesläufer ausgelegt, was bedeutet, dass sie für einen Gang von etwa 24 Stunden konzipiert ist und täglich aufgezogen werden muss.

  2. Wiener 4/4-Schlagwerk auf Tonfeder

    • Das Wiener 4/4-Schlagwerk, auch als Viertelschlag bekannt, gibt zu jeder Viertelstunde, halben Stunde, Dreiviertelstunde und vollen Stunde ein Schlagsignal ab.

    • Die Integration einer Tonfeder sorgt für einen klaren, definierten Klang, während die exakte Feinjustierung ein Zeichen hochentwickelter Uhrmacherkunst in Wien ist.

  3. Datumsanzeige

    • Ein zusätzlich integrierter Datumsmechanismus ergänzt das technische Ensemble und unterstreicht den praktischen sowie dekorativen Anspruch der Uhr.

    • Die Kombination von Schlagwerk und Datum war in dieser Epoche ein Ausdruck fortschrittlicher Uhrmacherkunst.


3. Materialien und Verarbeitung

  1. Holzgehäuse

    • Hochwertige Gehäuse dieser Epoche wurden aus edlen Hölzern wie Nussholz, Kirschbaum oder Mahagoni gefertigt und mit feiner Politur oder Schellack veredelt.

    • Die Formgebung der Uhr zeigt eine strenge rechteckige bis leicht geschwungene Front, oftmals abgerundet mit einem segmentförmigen Abschluss oder einem aufgesetzten Deckel.

  2. Bronze- oder Messingappliken

    • Die dekorativen Beschläge, zu denen Girlanden, Medaillons, Kranzmotive oder palmettenartige Ornamente gehören, wurden aus Bronze oder Messing gefertigt und anschließend vergoldet – oft durch Feuervergoldung, in späteren Restaurierungen auch galvanisch.

  3. Zifferblatt

    • Das Zifferblatt besteht üblicherweise aus Metall (wie Messing oder Silberblech) und ist mit Gravuren oder Emaillierungen verziert. Typisch sind dabei feine Guillochierungen sowie arabische, römische oder kombinierte Ziffern.

    • Vergoldete oder kunstvoll durchbrochene Zeiger betonen den repräsentativen Charakter und die präzise Verarbeitung.


4. Historischer Kontext und Bedeutung

  1. Wien als Zentrum der Uhrmacherkunst

    • Um 1810 war Wien ein bedeutendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum, in dem sich das Uhrmacherhandwerk auf höchstem Niveau etablierte. Die Bezeichnung „a Wienn“ auf Uhrwerken signalisierte traditionelle Qualität.

    • Die exakte Ausführung des 4/4-Schlagwerks und die Integration moderner Mechanismen wie dem Datumsmechanismus waren Ausdruck der Innovationskraft der Wiener Uhrmacher.

  2. Kulturelle Blütephase

    • Die späten Regierungsjahre unter Kaiser Joseph II. und die Zeit der napoleonischen Auseinandersetzungen prägten diese Epoche. Nach 1815 setzte das Biedermeier ein, wodurch sich auch die Wohnkultur und der Geschmack in den Salons Wiens maßgeblich veränderten.

    • Uhren wie diese dienten nicht nur der Zeitmessung, sondern waren auch repräsentative Schmuckstücke in Adels- und Bürgersitzen.


5. Zusammenfassung

Die Empier Kommodenuhr aus Wien, um 1810, vereint die präzise Handwerkskunst des Empire-Klassizismus mit wegweisenden Elementen des frühen Biedermeier. Mit ihrem Tageswerk, dem Spindelgang und dem Wiener 4/4-Schlagwerk auf Tonfeder – ergänzt durch einen Datumsmechanismus – sowie einer beeindruckenden Höhe von 48 cm, stellt sie ein bedeutendes Zeugnis der Uhrmacherkunst Wiens dar.

Aus österreichischer Sicht zählt diese Uhr zu den hochrangigen Antiquitäten, deren Provenienz, originaler Substanz und fachgerechter Erhaltung nicht nur ihren Sammlerwert steigern, sondern auch ihren Status als Kulturobjekt untermauern. Eine behutsame Restaurierung und regelmäßige Wartung durch Spezialisten garantieren, dass der außergewöhnliche Charme und die geschichtliche Aussagekraft dieses Zeitmessers noch lange erhalten bleiben.

Fakten

Artikel-N°

221287

Kategorie

Uhren

Bezeichnung

Empire Kommodenuhr

Abmessungen

Höhe 48cm

eingestellt am

18.04.2025

Preis

auf Anfrage

Kontakt

unverbindliche Anfrage