Kommode Persenbeug, mit Amor und Venus

Exklusive Möbel

Kommode Persenbeug, mit Amor und Venus

Diese prachtvolle Kommode aus dem Inventar von Schloss Persenbeug, der Sommerresidenz Kaiser Franz II./I., zählt zu den bedeutenden höfischen Möbeln Wiens um 1805. Sie vereint hochwertige Materialien wie Mahagoni (furniert auf Eiche) mit fein gearbeiteten Bandintarsien in Eibe, einer seltenen Kombination, die den gehobenen Anspruch und den repräsentativen Charakter des damaligen kaiserlichen Umfelds widerspiegelt. Bemerkenswert ist außerdem die noch erhaltene Originalfassung und Vergoldung, die den Rang dieses außergewöhnlichen Stücks unterstreicht.

Über der Kommode thront ein Gemälde, das den Liebesgott Amor mit der Göttin Venus zeigt, geschaffen von Giovanni Battista Pittoni um 1725 – ein barockes Meisterwerk, das die höfische Pracht ergänzt.


1. Herkunft und historischer Kontext

  1. Schloss Persenbeug

    • Das Schloss Persenbeug in Niederösterreich diente seit Ende des 18. Jahrhunderts bzw. im frühen 19. Jahrhundert als Sommerresidenz von Kaiser Franz II./I. (1768–1835), dem letzten römisch-deutschen Kaiser und zugleich dem ersten Kaiser von Österreich.

  2. Übergangsepoche um 1805

    • Das Jahr 1805 fällt mitten in die Umbruchphase zwischen dem ausklingenden josephinischen Klassizismus und dem sich festigenden Empire-Stil, der vom napoleonischen Frankreich inspiriert war.

    • Der spätere Biedermeierstil (ca. 1815 bis 1848) war damals noch nicht voll ausgeprägt, doch lassen sich bereits Tendenzen zum schlichteren, wohnlicheren Geschmack erkennen. Die vorliegende Kommode zeigt typische Empire-Elemente (strenge, elegante Linienführung) und zugleich den in Wien beliebten Hang zu reichem Furnierbild.


2. Material und Verarbeitung

  1. Mahagoni auf Eiche

    • Mahagoni erfreute sich Anfang des 19. Jahrhunderts in höfischen und wohlhabenden bürgerlichen Kreisen großer Beliebtheit. Das Holz wurde häufig aus kolonialen Gebieten importiert und galt wegen seines warmen, rötlich-braunen Farbtons sowie seiner Widerstandsfähigkeit als äußerst edel.

    • Die solide Grundkonstruktion aus Eichenholz gewährleistet Stabilität. Die qualitativ hochwertige Furniertechnik (Mahagonifurnier auf Eiche) erforderte sorgfältiges Handwerk, insbesondere bei den konkaven und konvexen Partien im Möbelbau.

  2. Bandintarsien in Eibe

    • Die schmalen, kontrastarmen Bandintarsien aus Eibenholz setzen dezente dekorative Akzente. Das Einlegen filigraner Holzbänder war eine kunsthandwerkliche Fertigkeit, die hohen Zeit- und Materialaufwand erforderte.

    • Eibenholz wurde häufig für feine Einlegearbeiten genutzt, da es sich gut bearbeiten lässt und über eine markante Farbgebung, hier gefärbt, verfügt.

  3. Originale Fassung und Vergoldung

    • An Sockel, Dekoren und Applikationen sind noch die originale Fassung und Vergoldung vorhanden. Das ist bei über 200 Jahre alten Möbeln keineswegs selbstverständlich, da Vergoldungen oft abgenutzt oder bei späteren Restaurierungen erneuert wurden.

    • Diese Authentizität unterstreicht den musealen Charakter und macht die Kommode für Sammler und Kunsthistoriker umso wertvoller.


3. Stilistische Merkmale

  1. Formen und Proportionen

    • Die leicht geschwungene Front mit mehreren Schubladen kennzeichnet die Übergangsphase zwischen strengem Klassizismus und den organischeren Formen des Früh-Empire.

    • Der Korpus ist klar gegliedert, die Schubladenfronten verlaufen sanft bauchig und verleihen dem Möbelstück eine elegante Präsenz.

  2. Beschläge und Dekor

    • Wohl proportionierte, vergoldete Schlüssel- und Zugbeschläge akzentuieren die Schubladen.

    • Die grünen oder goldgefassten, teils plastisch ausgeführten Füße erinnern an antikisierende Motive, die damals in Mode waren (z. B. Löwentatzen, Säulenform, Palmetten).

  3. Höfischer Repräsentationscharakter

    • Möbel dieser Art sollten eine Mischung aus gehobener Ästhetik und praktischer Funktionalität (Stauraum) vereinen. In imperialen Residenzen diente eine Kommode wie diese zugleich als Statussymbol, demonstrierte Geschmack und Reichtum.


4. Das Gemälde darüber: Venus von Giovanni Battista Pittoni, um 1725

  1. Der Künstler

    • Giovanni Battista Pittoni (1687–1767) war ein gefeierter venezianischer Maler des Spätbarock. Er schuf vor allem Altarbilder und mythologische Szenen.

    • Sein Werk zeichnet sich durch lebendige Farbgebung, feine Linienführung und eine elegante, leicht theatralische Inszenierung der Figuren aus.

  2. Thema: Venus

    • Die dargestellte Venus (Liebesgöttin der römischen Mythologie) erscheint in einer barocken Fülle an Stoffen und Fleischlichkeit, begleitet von Amor oder Cupido (dem Liebesgott).

    • Auch wenn das Bild selbst keine direkte Verbindung zur Kommode hat, unterstreicht es mit seiner sinnlich-mythologischen Thematik den repräsentativen Charakter des Raumes und sorgt für einen kunstvollen Blickfang.

  3. Barocke Bildgestaltung

    • Dramatische Licht-Schatten-Kontraste und ein intensives Farbspiel prägen das Pittoni-Gemälde.

    • Die reich verzierte Goldrahmung korrespondiert stilistisch mit dem Golddekor der Kommode und fügt sich damit stimmig in das Ambiente eines imperialen oder höfischen Interieurs ein.


5. Zusammenfassung

Die Kommode – ein Inventarstück aus der Sommerresidenz Kaiser Franz II./I. – verkörpert eine hochrangige Kunsttischlerarbeit aus Wien um 1805. Das edle Mahagonifurnier auf Eiche, die eleganten Bandintarsien aus Eibe sowie die noch originale Fassung und Vergoldung verweisen auf den repräsentativen Charakter höfischer Möbel zur Zeit des frühen 19. Jahrhunderts. Zusammen mit dem darüber platzierten Gemälde von Giovanni Battista Pittoni (um 1725), das Venus und Amor in barocker Manier zeigt, bildet sie eine eindrucksvolle Komposition im Spannungsfeld von Empire-Ästhetik und barockem Kunstverständnis.

Die Herkunft der Objekte steigert nicht nur den historischen und materiellen Wert, sondern macht das Ensemble aus Möbel und Gemälde zu einem herausragenden Zeugnis der kaiserlichen Wohnkultur in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Fakten

Artikel-N°

423839

Kategorie

Möbel

Bereich

Möbel 18. Jhdt.

Bezeichnung

Kommode Persenbeug, mit Amor und Venus

eingestellt am

18.04.2025

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